Karlsruhe/Berlin (ddp-bwb). Der unter Kinderporno-Verdacht stehende
SPD-Politiker Jörg Tauss hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe
zurückgewiesen und zugleich erstmals Fehler eingeräumt. Er halte
sich für unschuldig, sagte Tauss am Mittwoch in Karlsruhe. Das bei ihm
sichergestellte Material habe er im Zuge von beruflichen Recherchen
über einen Kinderporno-Ring erhalten und aufbewahrt. «Ich
versichere Ihnen, kein Pädophiler zu sein», sagte der
SPD-Bundestagsabgeordnete, der sich seit Jahren mit dem Thema
Kinderpornografie befasst.Bild vergrößernDie Staatsanwaltschaft Karlsruhe
teilte jedoch am Abend mit, dass sich der Verdacht des strafbaren Besitzes
von kinderpornografischen Dateien und Bildmaterial gegen Tauss
«weiter verdichtet» habe. Es widerspreche dem bisherigen
Ermittlungsergebnis, «wenn Tauss zum wiederholten Mal den Besitz von
kinderpornografischen Material mit seiner Abgeordnetentätigkeit
rechtfertigt».Tauss entschuldigte sich am Mittwoch erstmals für
sein Vorgehen, ausdrücklich auch bei seiner Frau: «Ja, ich habe
Mist gebaut», sagte der 55-Jährige. «Ich habe mich -
eventuell unter Verstoß gegen gesetzliche Vorschriften - in einen
stinkenden Schweinestall begeben, um ihn auszumisten. Mir ist klar, wenn
ich da wieder herauskomme, bleibt an mir mehr als nur Geruch
hängen», fügte er hinzu.Scharf kritisierte er die
Staatsanwaltschaft. Diese habe mit ihrem Kommunikationsverhalten
Medienberichte erzeugt, die sein persönliches Ansehen beschädigt
hätten. Die Staatsanwaltschaft wies den von Tauss erhobenen Vorwurf
der «Vorverurteilung» und der «Vernichtung der sozialen
Existenz» zurück. Man habe bei Auskünften an die Medien
stets das Interesse der Öffentlichkeit und den
Persönlichkeitsschutz des Beschuldigten sorgfältig gegeneinander
abgewogen.Der Vorsitzende des Immunitätsausschusses des Bundestags,
Thomas Strobl (CDU), widersprach zudem Andeutungen des Verteidigers von
Tauss in Medienberichten, wonach die Aufhebung der Immunität von Tauss
parteipolitisch motiviert sei.Tauss sagte, er habe sich 2007 aufgrund
entsprechender Hinweise von Informanten über im Fernsehen beworbene
pornografische Telefonhotlines und mit Decknamen wie «Werner»
der Kinderporno-Szene zu nähern versucht. «Man hatte mir
berichtet, dorthin habe sich der sogenannte ´Kinderpornoring´
inzwischen verlagert», sagte Tauss zur Begründung. Dabei habe er
Kontakt zu einem Mann gehabt, der sich «Kielburger» nannte und
der wohl mit dem in Bremerhaven überführten Beschuldigten
«Sascha» identisch sei.Dieser habe ihm schließlich
angeboten, ihn an Orte zu führen, wo Kinder vor der Kamera missbraucht
werden. Tauss sagte, er habe darin die Chance gesehen, «neue Taten
verhindern zu können» und einen Kinderpornoring «aufdecken
und anzeigen» zu können. Dies sei ihm letztlich aber nicht
gelungen. Das im Zuge der rund einjährigen Recherche erhaltene
Material habe er dann «in einen Koffer verpackt und in seiner
Berliner Dienstwohnung «weggeräumt», sagte Tauss. Danach
habe er keine weiteren Recherchen mehr in diesem Bereich gestartet. In der
Rückschau wisse er, dass er ohne juristische Beratung seine Recherchen
»nicht hätte machen» sollen. «Ich wollte mein Umfeld
damit nicht belasten», betonte er.Tauss hatte am Freitag seine
Ämter in der SPD-Bundestagsfraktion und den
Generalsekretärsposten in der Südwest-SPD zur Verfügung
gestellt.(ddp)
Wednesday, March 11, 2009
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